Das RKW Hessen hat sich in einer Studie mit dem Thema der Arbeitszeitgestaltung in kleinen und mittelständischen Unternehmen in Hessen beschäftigt. Befragt wurden Ende 2015 insgesamt 14 Unternehmen aus den Bereichen Produktion, Dienstleistung, Handel und Logistik sowie 14 Netzwerkpartner der Unternehmen aus dem Arbeits-und Gesundheitsschutz, Verbänden, Kammern und Gewerkschaften sowie Arbeitszeitberater.
Eine wesentliche Erkenntnis der Studie war, dass Arbeitszeitgestaltung eine eher nachrangige Bedeutung in kleinen und mittleren Unternehmen hat, meist, weil die Unternehmen mit ihren Lösungen zufrieden sind oder weil sie keine besseren Alternativen kennen.
Die Arbeitszeitmodelle richten sich in der Regel an den betrieblichen Erfordernissen und wenn möglich an den Wünschen und Bedürfnissen der Beschäftigten aus. Gesundheitliche Aspekte oder altersgerechte Arbeitszeitgestaltung stehen kaum im Fokus, eine Ausrichtung auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nur dann, wenn dadurch die Unternehmensinteressen nicht gefährdet werden.
Die Interviewpartner schilderten einen stetig zunehmenden Arbeitsdruck bzw. ausgedehnte Arbeitszeiten (z.B. Arbeiten am Abend, im Urlaub) in immer mehr Branchen und Unternehmensbereichen. Die Entgrenzung der Arbeitszeit in das Privatleben hinein (Smartphone, Email, Tablet) nimmt deutlich zu und wird praktiziert, jedoch nicht aktiv gestaltet.
Die Wünsche der Unternehmen und der Beschäftigten nach mehr Flexibilität lassen sich nicht immer in Einklang bringen und können zu innerbetrieblichen Konflikten führen. So können steigende Erwartungen vor allem jüngerer Beschäftigter an die Flexibilität ihrer Arbeitszeit zwar Veränderungen bewirken, allerdings kann dies zu Konflikten mit älteren Beschäftigten oder mit Beschäftigten mit Erziehungs- und Pflegeaufgaben führen.
Eine Auseinandersetzung mit der Arbeitszeitgestaltung findet meist dann statt, wenn veränderte Marktanforderungen oder veränderte gesetzliche Rahmenbedingungen dazu aufrufen. Durch globalisierte Märkte und den damit verbundenen steigenden Kundenanforderungen an Geschwindigkeit, Erreichbarkeit und Kosteneffizienz wird ein spürbarer Veränderungsdruck erzeugt. Dem entgegen steht aber oft fehlendes Fachwissen, eine negative Einschätzung der Kosten, Aufwand und Komplexität. Auch die als aufwendig wahrgenommene Suche nach Lösungsansätzen im Internet und die geringen staatlichen Kontrollen hemmen den Drang nach Veränderung.
Kleine und mittlere Unternehmen lernen bevorzugt anhand von Praxisbeispielen z.B. im Rahmen von Veranstaltungen, im direkten kollegialen Austausch oder im Internet/Zeitschriften.
Letztlich sollten Informationen zu guten Lösungen in der Arbeitszeitgestaltung niedrigschwellig aufbereitet und zentral gebündelt auffindbar sein, so ein Wunsch der Befragten. Dabei sollte Wert auf eine neutrale und praxisorientierte Darstellung gelegt werden, möglichst an konkreten Unternehmensbeispielen.Die vollständige Studie mit Ausgangsbedingungen, Vorgehensweise und Ergebnissen findet sich unter folgendem Link:
http://www.arbeitszeitgewinn.de/fileadmin/media/Projektwebsites/Arbeitszeit-Gewinn/Dokumente/Publikationen/Arbeitszeitstudie_RKW_Hessen_2015.pdf

Quelle: RKW Hessen GmbH