Vitamin C - Coaching-Tipps für die Führungspraxis - Teil 2

vom 08.01.2014

von Mathias Rau

Delegieren – oder:  „Besser, ich mach´s selbst“?

Können Sie gut loslassen? Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für Führungsaufgaben und verzetteln sich nicht in der Erledigung von Sachaufgaben? Wenn Sie mit Ja antworten, sind Sie in dem, was Sie tun, hoch wirksam und effizient. Wenn Sie allerdings zögern oder Ihnen ein deutliches Nein begegnet, sollten Sie sich mit der Delegationskultur Ihres Betriebes und Ihrer persönlichen Einstellung dazu befassen. Sie als Führungskraft sind nicht dazu da, Aufgaben alleine zu lösen. Sie sind dazu da, dass Aufgaben gelöst werden und Sie letztlich Zeit für das Wesentliche haben. Welche Aufgaben gehören zu Ihren wichtigsten?  An welchen Stellen sind Sie wirklich als Führungskraft gefordert? Vielleicht kann auch wirklich einer Ihrer Mitarbeiter etwas schneller oder besser erledigen als Sie – das soll es durchaus schon einmal gegeben haben ohne, dass Palastrevolutionen ausgebrochen sind.

Wenn Sie delegieren, übertragen Sie Verantwortung, geben Sie Aufgaben und Kompetenzen ab. Wer  oder was daran wächst liegt auf der Hand: Die Aussicht auf Erfolg (Sie kümmern sich ja um die wesentlichen Dinge) und die Motivation Ihrer Mitarbeitenden („Mir wird etwas Wichtiges zugetraut. Ich werde mir besondere Mühe geben, das Vertrauen in mich zu rechtfertigen…“) Sie schaffen positive Herausforderungen, schaffen eine Basis dafür, dass einzelne oder ein ganzes Team etwas Neues lernen und an Erfahrung gewinnen. Recht entscheidend wird die Frage sein: Können Sie loslassen, aushalten, dass Sie einmal nicht jede Kleinigkeit im Blick haben? Können Sie einen Vertrauensvorschuss geben und daran glauben, dass ein Projekt nicht aus dem Ruder laufen muss, nur weil Sie es nicht steuern?

Was sollten Sie delegieren?
Sie kennen die täglichen Routineaufgaben oder diese einfachen Fragen und „Problemchen“  zwischendurch. Sie sind nicht maßgeblich für Ihren bzw. den Erfolg des Unternehmens oder der Abteilung. Hier sollten Sie unbedingt delegieren. Die komplexeren Aufgaben, von denen der Erfolg Ihres Vorhabens oder das Erreichen Ihrer Ziele abhängen, nehmen Sie selbst in die Hand oder wägen differenziert ab, ob Sie diese delegieren wollen. Kernaufgaben, die 1:1 Ihrer Zielerreichung dienen, die das Herz des Unternehmens betreffen, verbleiben bei Ihnen.

Wie sollten Sie delegieren?
Haben Sie Geduld und Vertrauen. Nicht alles muss am Anfang funktionieren. Versuchen Sie zu erkennen, welcher Mitarbeiter für welche Aufgabe geeignet ist. Beschreiben Sie die Aufgabe so, dass der Sinn und Zweck, die Verbundenheit mit dem Ziel erkannt wird. Begründen Sie, warum gerade dieser Mitarbeiter oder dieses Team diese Aufgabe erhält. Äußern Sie Ihre Erwartungen zum Vorgehen, zum Einsatz von finanziellen Mitteln und Materialien, zum Zeitplan und zum Ergebnis. Vereinbaren Sie in bestimmten Abschnitten des Prozesses verbindliche Feedbacks. Wenn Sie dabei etwas zu kritisieren haben, nennen Sie für einen kritischen Punkt mindestens zwei positive Entwicklungen.

Halten Sie also hin und wieder einmal inne und machen Sie sich bewusst, warum Sie nicht delegieren: Die Angst vor Fehlern, Konkurrenz, der Verlust von Ansehen…sind schlechte Ratgeber. Delegieren Sie so, wie Sie es umgekehrt auch gerne hätten.

 

Der Autor ist hauptamtlicher Vorstand eines
Sozialunternehmens, Dipl.Sozialarbeiter,
Sozialbetriebswirt und Coach (Essenzcoaching
Heiligenfeld Akademie) und z.Zt. in der Ausbildung
Systemisches Coaching beim Systemischen Zentrum
der Wispo AG in Frankfurt
Kontakt: +49(0)173  80 40 877